Erlebnisse

Die japanische Kampfkunst Aikido wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Morihei Ueshiba (1883 – 1969) entwickelt. Meister Ueshiba (O-Sensei) war ein Experte in der Handhabung diverser Waffen (Schwert, Speer, Stab und Stock) sowie zahlreicher Kampfkünste seiner Zeit. Die weiträumigen und spiralförmigen, Bewegungen des Aikido leiten sich daher überwiegend aus Techniken des Schwert- und Stockkampfes ab.

Der Aikidoka setzt dem Angreifer keinen Widerstand entgegen. Ein Angriff wird im Gegensatz zu vielen anderen Kampfkünsten nicht geblockt, sondern mit seiner gesamten Wucht so umgelenkt, dass dieser ins Leere läuft und uns nicht mehr verletzen kann: “Der Klügere gibt nach!“.

Wenn es um die Frage geht, wie retten wir unsere Haut, sobald sich die Masse eines Angriffs, direkt auf uns zu bewegt, bedient sich der Aikidoka verschiedener biomechanischer und physikalischer Prinzipien (Achsen, Hebel, Kinetik…) Was machen wir, wenn wir auf einer Baustelle einen 20-Zentner-Sack Zement auf uns niedersausen sehen? Klar wir könnten versuchen, den Sack aufzufangen. Es ist aber gesünder, einen Schritt beiseite zu gehen und den Sack vorbeirauschen zu lassen.

Eigentlich praktizieren wir jeden Tag Aikido-Bewegungen: Ob wir an belebten Orten ständig bewusst oder unbewusst auf uns zu kommenden Menschen ausweichen, anstelle sie anzurempeln oder im Supermarkt auf uns zu fahrenden Einkaufswagen aus dem Weg gehen.

Wie fühlt sich eine Aikido-Technik an? Einfache Antwort: „Stütz Dich mal an einer rotierenden Drehtür ab …“ Eine Aikido-Technik ist dann perfekt, wenn der Angreifer nach seiner Attacke auf dem Boden liegt, und sich fragt, was gerade passiert ist.

Obwohl Aikido prinzipiell gewaltlos und nicht auf die Verletzung des Angreifers ausgerichtet ist, muss ihm zur Disziplinierung manchmal auch weh getan werden: “Wer nicht hören will muss fühlen!“

So seltsam es klingen mag, das Erste was ein Aikidoka lernen muss, ist sich wieder natürlich zu bewegen. Daher lernt der Anfänger primär das Rollen und Ausweichen. Ein Ball der von Oben fällt kommt auf dem Boden auf, rollt zur Seite und ist unbeschädigt, der Sack Zement platzt und ist kaputt. (sei der Ball !!!). Auch die Knochenbruchstatistik zeigt, wir müssen das Fallen wieder lernen. (Kinder und Betrunkene können das.)

Aikidotraining findet bei uns ohne Wettkampf- und Konkurrenzgedanken statt. Warum? Ganz einfach: Derjenige, der gewinnen möchte, wird alles dafür tun sein Ziel zu erreichen, von kleinen gemeinen Tricks über Aggressionen bis hin zur Gewalt. Der Verlierer ist frustriert und von Rachegedanken beseelt (dunkler Pfad!). Er wird beim nächsten Mal versuchen, es dem Gewinner heimzuzahlen. Fazit: Wettkämpfe lösen eine Spirale negativer Emotionen aus, auch wenn man es nicht wahr haben will.

Einen Kampf jedoch gibt es. Den Kampf gegen sich selbst: „Bei dem Wetter soll ich zum Training?“ oder „Soll ich das etwa noch einmal üben?“.

Jeder hat seinen inneren Schweinehund.

Aikido kann von jedem Menschen unabhängig von Statur Geschlecht und Alter praktiziert werden. Jedoch sollten Kinder, aufgrund der komplexen Techniken erst ab 4 Jahren zum Training gehen. Rollen jedoch, geht auch prima zu Hause, in der Kita oder wo immer Platz ist egal wie alt wir sind.

Der respektvolle Umgang mit dem Partner und die beim Training festgelegten Rollen ermöglichen das Üben in jedem Alter und Leistungsstand. Aber Achtung: Die Grundtechniken sind schnell zu erlernen und daher für eine effektive Selbstverteidigung bestens geeignet. Jedoch bedarf es wie in allen Kampfkünsten mehrere Jahre Übung bis der Aikidoka in der Lage ist, sich wirksam zu verteidigen.

Beim Aikido besteht wie bei allen Kampfkünsten ein Lehrer Schüler Verhältnis. Es wird sehr auf Umgangsformen und Etikette geachtet

Beim Training gibt es keine Angreifer, sondern nur Trainingspartner, um jedoch üben zu können ist es notwendig, die Rolle des Angreifers oder Verteidigers einzunehmen ohne jedoch dabei mit Agressionen vorzugehen.

Im Trainingsraum (Dojo) sitzen die Schüler im japanischen Fersensitz (Seiza) während der Lehrer/Meister (Sensei) die Übungsformen vorführt. 

Danach üben meistens zwei Partner miteinander. Im regelmäßigen Wechsel nimmt eine Person die Rolle des Angreifers ein und die andere Person die Rolle des Angegriffenen bzw. Verteidigers. Übliche Übungswaffen beim Aikidotraining sind das Holzschwert (Jo), der Holzstock (Bo) und das Holzmesser (Tanto).